6. Drogenstammtisch 23.09.2025
Fentanyl: Basel wappnet sich
In Basel bereiten sich Fachleute und Quartiere auf eine mögliche Ausbreitung von Fentanyl und anderer synthetischer Opioide vor; in dem vom Drogenproblem besonders betroffenen Kleinbasel ist man auf der Hut. Die neue Arbeitsgruppe «synthetische Opioide» betreibt im Kanton ein Drogen-Monitoring und befasst sich mit Behandlungsformen – auch, um den öffentlichen Raum im Falle einer Opioid-Krise zu entlasten. Denn: Zustände wie in den USA, wo Fentanyl-Tote in den Strassen liegen, will hier niemand.
Das Verhalten der Konsumierenden hat sich geändert. Früher dominierte sedierendes Heroin die Szene, mittlerweile sind es aufputschende Substanzen. Wenn wir davon ausgehen, dass Wohnen zentral ist, um Stabilität zu erreichen, ist dies ein Faktor, um eine offene Szene zu vermeiden. Am 6. Drogenstammtisch, der von «bajour» und dem Stadtteilsekretariat Kleinbasel organisiert wird, wollen wir vom Gesundheitsdepartement wissen wie die Institutionen im Wohnbereich bei Konflikten in der Nachbarschaft unterstützt werden. Wer sorgt für die gerechte Verteilung von Wohnraum und die Entlastung im Kleinbasel? Und ist Basel für eine Fentanylkrise gewappnet?
Es diskutieren mit unserer Moderatorin Martin Rutschmann folgende Gäste: Regierungsrat Dr. Lukas Engelberger, Gesundheitsdepartement BS; Dr. med. Hannes Strasser, Leiter Suchtambulanz (SAM), Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen; Otto Schmid, Drogenexperte; Prof. Dr. Miriam Langer, Umweltwissenschaften und Technologie, FHNW; Michel Hostettler, Wachtmeister Community Policing, Kantonspolizei Basel-Stad; Regine Steinauer, Leiterin Abt. Sucht, GD; Mahir Kabakci, Grossrat SP; Niggi Rechsteiner, Grossrat GLP, Geschäftsleiter Stiftung Sucht; Oliver Bolliger, Grossrat BastA!, Stiftung Wohnhilfe; Markus Röthlisberger, Geschäftsleiter der Diakonischen Stadtarbeit Elim; Peter Schuler, Käthi Grossenbacher, Verena Grieder, Kurt Bucher, Vertretende Anwohnende u.v.m
Am Drogenstammtisch im Rheinfelderhof wurde deutlich, wie sehr der Drogenkonsum im Kleinbasel wieder zugenommen hat und wie belastend dies für viele Anwohnerinnen und Anwohner ist. Zwar stand die Frage im Raum, ob Basel auf eine mögliche Fentanyl-Krise vorbereitet sei, doch die Sorgen drehten sich vor allem um die akute Situation mit Kokain, Crack und Freebase. Vertreter der Polizei berichteten von verstärkten Einsätzen und Festnahmen, während Suchtexperten vor den verheerenden Folgen warnten, die Fentanyl in anderen Städten wie Vancouver oder Frankfurt bereits angerichtet hat. Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger versicherte, dass die Gefahr ernst genommen werde und das bestehende System gut aufgestellt sei, auch wenn Fentanyl noch nicht in Basel angekommen sei. Gleichzeitig machten Stimmen aus der Bevölkerung deutlich, wie sehr sie unter dem offenen Konsum leiden, etwa wenn Süchtige auf Spielplätzen konsumieren oder sich rund um Kirchen und Anlagen mit der Security nachts ein Katz-und-Maus-Spiel liefern. Trotz aller Warnungen vor Fentanyl stand für viele die drängendere Frage im Raum, wie Basel mit den bestehenden Drogenproblemen umgehen soll. Grössere Sorgen bereiten Kokain-Süchtige. Es geht nicht, dass die Konsumiereden auf dem Spielplatz ihr Besteck auswaschen oder konsumieren und jede Nacht den Schlaf stören. Was also tun? Ideen wie ein Nachtcafé oder die Kirche nachts öffnen, wurden geäussert, doch die Umsetzung scheint die Krux zu sein. Regierungsrat Lukas Engelberger wollte keine «leeren Versprechungen» machen, aber er versicherte: «Wir werden etwas finden.»
Valerie Zaslawski von "bajour" hat die Diskussion wie immer sorgfältig zusammengefasst. Vielen Dank.